Grabenlose Bauweisen
- die gemeinsame Veranstaltung von GSTT und rbv in Berlin nach Erscheinen des Entwurfs von DVGW GW 302-1 - erstmals mit zweitägigem Programm

23.01.2023 · Bereits seit der Etablierung des DVGW-Regelwerkes GW 302 in den 2000er-Jahren veranstaltet die GSTT zusammen mit dem rbv jährlich eine bisher eintägige Informationsveranstaltung in Berlin.

Dabei werden aktuelle Themen zu den grabenlosen Bauweisen sowie Weiterentwicklungen in den relevanten internationalen und nationalen technischen Regeln behandelt. In einem zusätzlichen Schwerpunktteil erfolgt zudem die Weiterbildung im Bereich Anforderungen, Gütesicherung und Prüfung für das Rehabilitationsverfahren Rohreinzug und Rohreinschub mit Ringraum.

Da nach dem Regelwerk GW 302 jährliche (interne) Schulungen des Fachpersonals über die Anforderungen der jeweiligen grabenlosen Bauweise erforderlich sind, kann die Teilnahme an der Veranstaltung auch als Fortbildung bzw. Schulung nach DVGW GW 320-1 für den Konformitätsnachweis nach DVGW GW 302 in der Gruppe R2 anerkannt werden. Besucht beispielsweise die verantwortliche Fachaufsicht R 2 die Informationsveranstaltung, dann erhält sie nicht nur das aktuelle Fachwissen und eine Teilnahmebescheinigung, sondern auch geeignete Arbeitsunterlagen, die für eine interne Schulung des übrigen betriebsinternen Fachpersonals nützlich sein kann.

Mit der derzeit laufenden Überarbeitung der Regelwerksreihe DVGW GW 302, die zukünftig nur noch aus drei Teilen bestehen wird, werden sich größere Änderungen an dem bisherigen Regelwerk ergeben. Dies betrifft insbesondere die Anforderungen an Unternehmen und den Konformitätsnachweis, der zukünftig in DVGW GW 302-1 „Grabenlose Bauweisen - Teil 1: Unternehmen zur Rehabilitation und Neulegung von Rohrleitungen - Anforderungen und Prüfungen“ geregelt ist. Das Arbeitsblatt erhebt dabei einerseits den Anspruch der Gleichwertigkeit mit den Anforderungen der offenen Bauweise nach DVGW GW 301 und grenzt andererseits ganz klar die jeweiligen Leistungsbereiche ab. Über diese grundlegenden Veränderungen müssen daher auch die in den grabenlosen Bauweisen tätigen Akteure der Rehabilitation und Neulegung von Rohrleitungssystemen informiert werden.

Da die Zukunft bekanntermaßen spätestens am nächsten Tag beginnt, wurde für die Veranstaltung grabenlose Bauweisen im Jahr 2022 erstmals ein aus zwei Modulen bestehendes optionales zweitägiges Programm am 23. und 24. November 2022 im Hotel Mercure in Berlin–Tempelhof angeboten.
Diese Terminwahl und das neue Konzept erwiesen sich insofern als überaus glücklich gewählt, als dass der Entwurf der neuen DVGW GW 302-1 im Oktober 2022 vom DVGW veröffentlicht wurde.

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch Andreas Hüttemann vom rbv erfolgte unter der bewährten Tagungsleitung von GSTT-Geschäftsführer Dr. Klaus Beyer am ersten Tag insofern als erstes die Vorstellung der neuen Anforderungen der GW 302-1 durch Andreas Hüttemann und Michael Hentrich. Für die in GW 302-1 zusätzlich berücksichtigten Schlauchtechnologien wurden Verfahren und Regelwerksanforderungen für das Lining mit eingezogenen Schläuchen und das vor Ort härtende Schlauchlining von Michael Senbert und Dr. Susanne Leddig-Bahls (ab 2023 im Vorstand der GSTT) vorgestellt.

Zusätzlich wurde über den Stand der Aktualisierung des GSTT-Leitfadens „Planung, Bau und Betrieb von unterirdischen, begehbaren Leitungskanälen“ mit Hinweisen zu Technologien, Bauweisen und Verlegeverfahren, der im gemeinsamen Arbeitskreis von AGFW und GSTT unter Beteiligung des rbv bearbeitet wird, von Frank Gauger berichtet. Im Hinblick auf diese Thematik erfolgte anschließend von Andreas Hüttemann ein Überblick des Bundesarbeitskreises Rohrvortrieb, was diesbezüglich beim Bau von Infrastrukturtunneln mittels Rohrvortrieb zu berücksichtigen ist.

Abgerundet wurde der erste Tag mit einer Antwort von Maximilian Erdmann auf die Frage, was es eigentlich für die digitale Transformation braucht: In diesem Fall eine App zur Materialerfassung, für Schweißdaten & Traceability, zur Vermessung und zur Leistungserfassung.

Am zweiten Tag übernahm Michael Hentrich die Tagungsleitung und führte durch das Programm, welches zunächst das Thema Digitalisierung mit einem Projektbericht von René Hamberger zum Einsatz der BIM-Methodik für die modellbasierte Planung und Durchführung einer grabenlosen Baumaßnahme im Spülbohrverfahren noch einmal aufgegriffen hat. In zwei weiteren Beiträgen von Dieter Jaschinski und Thorsten Schulte wurden zum einen die Vorzüge und die Herausforderungen der grabenlose Auswechslung von Gasleitungen mit dem Press-/Ziehverfahren aus Sicht des ausführenden Netzbetreibers und die Verfahrensvarianten des Berstverfahrens in Abhängigkeit der Rohrdurchmesser vorgestellt.

Nach diesen aktuellen und eindrucksvollen Berichten bildete die eigentliche Fortbildung durch Michael Hentrich für die Gruppe R2 nach der noch gültigen „altbekannten“ DVGW GW 302 für den Rohreinzug und Rohreinschub mit Ringraum nach DVGW GW 320-1 einen großen Block, der sich in Grundlagen, Qualitätssicherung, und ausgewählte Kapitel gliederte. Dabei wurde bereits auf die neuen Anforderungen von DVGW GW 302-1 (zum Zeitpunkt der Veranstaltung als Entwurf vorliegend) hingewiesen. Denn bis zum Erscheinen von DVGW GW 302-2 „Grabenlose Bauweisen - Teil 2: Rehabilitation von Rohrleitungen – Verfahrenstechnik“ mit den Anforderungen an Rehabilitationsverfahren wird die neue DVGW GW 302-1 nach deren Veröffentlichung als Weißdruck hinsichtlich der verfahrensspezifischen Anforderungen zunächst in Verbindung mit den entsprechenden Arbeits-/Merkblättern der einschlägigen DVGW-Regelwerksreihe GW 320ff. gelten.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass, sich das neue Konzept der Informationsveranstaltung grabenlose Bauweisen mit insgesamt 60 Teilnehmern auf Anhieb bewährt hat und damit auch für die diesjährige Veranstaltung beibehalten wird.

Diese wird wie gewohnt als gemeinsame rbv – GSTT Informationsveranstaltung (anerkannte Fortbildung nach DVGW – GW 320-1 (GW 302-R2)) 2-tägig – aber einzeln buchbar - am 22. und 23. November 2023 in Berlin angeboten. Mit Sicherheit wieder in einem sehr interessanten Mix aus aktuellen Baustellen- und Erfahrungsberichten sowie dem bewährten und praxisorientierten Fortbildungsteil. In Abhängigkeit der Regelwerksentwicklung ist auch eine mögliche Fortbildung für die neue GW 302-1 und weitere Rehabilitationsverfahren angedacht.

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